Wenn ein Haus umgebaut werden soll, wird manchmal die eine oder andere Wand entfernt, damit die Räume größer sind. Allerdings ist es nicht so einfach, willkürlich irgendeine Wand in einem Haus einzureißen – denn handelt es sich um eine tragende Wand, kann dies zu Problemen führen und das Gebäude instabil werden oder sogar einbrechen lassen. Leider ist es aber gerade in älteren Gebäuden oft der Fall, dass Räume zu klein sind. Der erste Schritt sollte stets sein, nicht auf eigene Faust zu agieren, sondern sich an einen Experten zu wenden, der sich mit Statik auskennt und entsprechende Möglichkeiten aufzeigen kann. Wir stellen Ihnen nachfolgend genauer vor, woran Sie tragende Wände erkennen.
Der Standort der Wand
Wer erkennen möchte, ob es sich in einem Haus bei bestimmten Wänden um tragende Wände handelt, sollte den Standort der jeweiligen Wand genauer unter die Lupe nehmen. Oft kann hier bereits herausgefunden werden, ob eine Wand tragend ist oder nicht. Meist handelt es sich bei einer Fassadenwand um tragende Wände, die auch über eine entsprechende akustische Isolierung verfügen. Umliegende Stützmauern lassen sich dann durch ihre Distanz zur Fassadenwand bzw. durch ihre Struktur als tragende Wände erkennen, wie beispielsweise durch Balken oder ähnliche Elemente.
Wenn ein Gebäude über mehrere Stockwerke verfügt, können Sie sich gut daran orientieren, dass Wände nach oben hin eher dünner werden. Ein Hinweis ist außerdem, dass Wände, die in zwei verschiedenen Etagen nicht exakt übereinander liegen, im unteren Geschoss meist nicht tragend sind. Eine tragende Wand liegt in der Regel immer geschossweise exakt über einer anderen, so dass sie nach unten hin optimal abgestützt wird. Trotzdem sollten Sie sich nie auf Ihre eigenen Vermutungen verlassen, sondern stets einen Statiker zu Rate ziehen. Ohne Probleme abreißen dürfen Sie hingegen nachträglich eingezogene Wände aus Trockenbau oder Gips.
Auch die Wandstärke deutet auf eine tragende Wand hin
Die Wandstärke liefert oft verlässliche Hinweise darauf, ob eine Wand tragend ist oder nicht. Abhängig vom jeweiligen Material ist die Wandstärke allerdings immer unterschiedlich dick. Meistens werden für den Bau von tragender Wände Materialien wie Ziegel, Beton, Stahlbeton oder auch Kalksandstein verwendet. Jedoch weisen diese Wände alle eine dickere Stärke als normale Trennwände auf, wie sie in vielen modernen Gebäuden zum Einsatz kommen. Beträgt die Wandstärke beispielsweise 18 cm, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Wand tragend ist, äußerst hoch – bei noch dickeren Wänden können Sie sich dessen fast sicher sein.
Wände aus Ziegelstein können ebenfalls tragend oder nicht tragend sein. Grundsätzlich sind tragende Wände aus Ziegelmauerwerk in den meisten Fällen einschalig und etwa 25 cm dick. Diese sorgen nicht nur für eine hervorragende Isolierung, sondern bieten gleichzeitig auch einen effektiven Brand- und Schallschutz im Gebäude. Als Material bieten sich für tragende Wände beispielsweise HD-Ziegel, wie sie für Klinkergebäude verwendet werden, oder auch LD-Ziegel, wie beispielsweise Porenziegel, zum Einsatz. HD-Ziegel bestehen in der Regel aus Ton und Lehm und werden bei großer Hitze gebrannt. LD-Ziegel sind darüber hinaus noch häufig mit Wasser und feinen Styroporkügelchen angereichert. Hier entstehen beim Verbrennen kleine, mit Luft befüllte Kammern, die eine hohe Wärmeisolation aufweisen.
Stützen und Balken – mehr als nur dekorative Elemente in Gebäuden
Eine tragende Wand ist keinesfalls das einzige Element, welches eine Struktur für ein Gebäude darstellen kann. Gleichzeitig können auch horizontal ausgerichtete Balken und Stahlstützen für die Struktur wichtig sein. So tragen quer verlaufende Balken aus Holz oft die hohe Last eines Walmdachs, was vor allem bei älteren Gebäuden oft vorkommt und natürlich auch optisch ansprechend wirkt.
Es ist keine Seltenheit, dass die Stützbalken sich in Gebäuden mit schlechter Konstruktion mit der Zeit von ihrer ursprünglichen Position aus etwas verschieben, was wiederum die Struktur eines Gebäudes beeinträchtigt. Ein gutes Beispiel hierfür ist das typische deutsche Fachwerkhaus, das schon von außen genau aufzeigt, wie krumm die Balken verlegt sind. Ist dann noch nicht einmal ein solides Fundament vorhanden, wie es bei älteren Gebäuden häufig der Fall ist, ist die Verschiebung der Strukturen oft automatisch die Folge. Zwar sind die Gebäude dann aus statischer Sicht meist noch immer in Ordnung, doch diese Eigenschaft kommt bei modernen Häusern natürlich nicht mehr vor. Hier kann es zwar auch zu Verschiebungen kommen, die sich dann aber eher an Rissen am Innen- oder Außenputz zeigen. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass man von Anfang an mit einem Statiker zusammenarbeitet, der den Bau eines Hauses überwacht und Fehler ggf. sofort korrigieren lassen kann.
Wie sich Gebäude mit tragenden Wänden ohne Risiken umbauen lassen
Befindet man sich vor einem älteren Gebäude und plant eine Renovierung, dann befassen sich häufig erst einmal Architekten mit den Abmessungen und weiteren Eigenschaften des Gebäudes. Er kann ermitteln, welche Mauern relevant für das Umbauprojekt sind und kann Berechnungen vornehmen sowie mehrere Lösungen vorschlagen, wenn tragende Wände beseitigt werden sollen. Handelt es sich um tragende Wände, die entfernt werden sollen, um Räume zu vergrößern oder zusammenzuschließen, schlagen Architekten häufig vor, einen Unter- oder Überzug einzubauen. Abhängig vom Umfang und der Art der Sanierung sowie dem künftigen Design eines Hauses kann dann überlegt werden, ob und in welcher Form Stützelemente eine Verkleidung erhalten sollen. Hier können zum Beispiel klassische Trockenbauelemente zum Einsatz kommen, in denen sich praktischerweise auch einige Stromleitungen verlegen lassen.
Oft lassen sich tragende Wände bereits im Grundriss eines Gebäudes erkennen
Allgemein ist es beim bloßen Blick auf einen Grundriss auf Papier oft nicht so leicht, zu erkennen, ob eine Wand nun tragend ist oder nicht. Häufig werden allerdings Mauern, die das Gebäude stützen sollen, etwas dicker und auffälliger in den Plan eingezeichnet oder auch markiert. Bauzeichner und Architekten schraffieren tragende Wände in vielen Plänen oder machen sie anderweitig deutlich. Auch hier gilt: Ehe ein Wanddurchbruch einfach so durchgeführt wird, ist es sicherer, sich an einen Statiker zu wenden.
Welche Wände gefahrlos entfernt werden dürfen
Wenn eine Wand in einem Haus aus Gips oder Trockenbauelementen wie Gipskarton in Verbindung mit Metallprofilen besteht, sind sie in den meisten Fällen auch nicht tragend. Allerdings müssen Sie hier trotzdem mit Vorsicht agieren. Denn auch dann, wenn eine Mauer nicht tragend ist, können sich darin häufig Elektro- oder Wasserleitungen befinden.
Sehr wichtig ist hierbei, sich im Vorfeld schon an einen Statiker zu wenden oder sich anderweitige professionelle Hilfe zu holen, um nicht aus Versehen tragende Wände einzureißen. Der Statiker untersucht vor einem Wanddurchbruch als Erstes, welche Mauern des Gebäudes tatsächlich tragend sind. Diese Prüfung verursacht Kosten von durchschnittlich 200 bis 300 Euro. Passende Fachleute können Sie am einfachsten über das Branchenbuch oder im Internet ausfindig machen. Auch Maurer verfügen in der Regel über entsprechende Kontakte – vielleicht lassen sich auf diese Weise sogar Kosten sparen.
So führen Sie einen Wanddurchbruch richtig durch
Sofern die Statik geklärt ist und einem Wanddurchbruch nichts im Wege steht, können die Umbauarbeiten beginnen. Als Erstes sollte die Raumdecke des Raumes abgefangen werden. Hier sollten Sie in jedem Fall die Hilfe eines Statikers in Anspruch nehmen, um keine Fehler zu machen. Damit auch später keine Probleme bei der Statik entstehen, ist es unbedingt erforderlich, die später zu entfernende tragende Wand durch Stahlträger zu ersetzen. Sie fangen die Last der Decke ab und tragen ihr Gewicht, so dass sie nicht einstürzen kann. Hierfür müssen Sie Schlitze stemmen, in welche Sie die Stahlträger später einlegen und fixieren. Um sicherzustellen, dass dieser die Last der darüber liegenden Decke tragen kann, muss der Statiker im Vorfeld die entsprechende Stärke kalkulieren. Nun kann der Wanddurchbruch erfolgen und die tragende Wand kann komplett entfernt werden. Am Ende müssen nur noch die fixierten Stahlträger sowie die Laibung verputzt werden und das Projekt ist beendet.
Dies klingt natürlich erst einmal sehr kompliziert, gestaltet sich mit der Hilfe eines Experten allerdings nicht allzu schwierig. Dieser wird ohnehin genau alles berechnen und vorgeben, wie korrekt vorgegangen werden muss. In keinem Fall sollten Sie als Laie auf eigene Faust mit derartigen Umbauten beginnen, ohne genau zu wissen, was Sie tun. Denn sollte es tatsächlich zu einem Schaden kommen, ist dessen Beseitigung später teurer, als von Anfang an Beratung von einem Statiker zu erhalten. Durchschnittlich fallen für einen Wanddurchbruch je Quadratmeter zwischen 2.000 und 5.000 Euro an Kosten an. Bei nichttragenden Wänden sind die Kosten dagegen geringer und betragen meist zwischen 1.000 und 2.000 Euro. Weiterhin ist es ratsam, auch einen Installateur einen Blick auf den Umbau werfen zu lassen, damit dieser prüft, wo wasserführende Leitungen in den Wänden verlaufen. Diese dürfen bei einem solchen Projekt natürlich in keinem Fall beschädigt werden.
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